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Zu Gast im Pfälzer Château

  • Autorenbild: Fee Kissel
    Fee Kissel
  • 8. Sept. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Okt. 2020

Heute war mein erster offizieller Amtstermin. Das Treffen und Kennenlernen mit dem Weingut Werner und Georg Pfleger.

Auf dem Weg zum Weingut war ich super aufgeregt. Klar, ich war diejenige, die die Winzer nach einem Treffen gefragt hatte und ich war auch diejenige, der es wirklich wichtig war alle Weingüter näher kennen zu lernen, aber plötzlich wusste ich gar nicht was ich denn gleich fragen, sagen oder tun sollte. Was würde man von mir erwarten? Was würde man voraussetzen? Könnte ich den Erwartungen gerecht werden? Mein Herz klopfte immer wilder in meiner Brust.



Und dann war es soweit.

Mir fehlten nur noch wenige Schritte bis zum zitronengelben „Pfälzer Château“, dem Weingut Pfleger. Dieses steht dort bereits seit 1913 und wurde 2003 sogar zum „schönsten Winzerhaus“ ausgezeichnet.

Nach einer herzlichen Begrüßung ohne Umarmung, Küsschen oder Händedruck (Corona lässt grüßen) durfte ich mich im hübsch begrünten Atrium an den Tisch zu Georg und Werner Pfleger setzen (aha, erste Anzeichen des grünen Daumens kommen da raus!).

Werner Pfleger ist der älteste Winzer in unserem Dorf, mein Nachbar und, wie ich heute erfahren habe auch noch „relativ nah“ mit mir verwandt. Mein Urururopa war der Bruder von Werners Uropa... Wie klein die Welt doch ist... Besonders in einem 800 Seelen Dorf wie Herxheim eines ist.

Ich mag die Augen von Pfleger Senior. Sie sind so wach und ehrlich und liebevoll. „Mit manchen Leuten ist man gern verwandt“, wie meine Omma immer sagt und Familie Pfleger gehört definitiv dazu.

Ins Gespräch kamen wir dann relativ schnell. Zwei Generationen Gutswinzer saßen mir am Tisch gegenüber und standen mir geduldig Rede und Antwort. Die wussten genau, was sie mir da erzählten, dass stand fest! Die Art und Weise wie sie redeten und wie sie mir Dinge erklärten, was für Ansichten sie hatten und welche Philosophien sie vertraten; alles war sehr bescheiden, kollegial und demokratisch. Weder Georg noch Werner urteilten über Praktiken, die sie selbst so nicht durchführten und statt klaren schwarz weiß Aussagen wurde ich mehrmals darauf hingewiesen, dass man gerade wenn es um etwas wie Wein ginge, immer individuell abwägen müsse, welches Vorgehen wohl jetzt am günstigsten wäre.


Es war eine sehr angenehme und lockere Atmosphäre.


Ich wusste von den Ehrungen und Preisen, die das Weingut erhalten hatte, aber weder Werner noch Georg Pfleger brüsteten sich damit. Ganz im Gegenteil. Das Gespräch fiel nie auf die Auszeichnungen. Aber zum Glück gibt es ja das Internet... und da findet man so circa alles! Also übernehme ich jetzt die Aufgabe, vom Gut zu schwärmen.

Das Weingut Pfleger hat sich dazu verpflichtet herausragende Weine zu erzeugen. Diese sollten sich am höchsten internationalen Standard orientieren und zeitgleich an die Vorraussetzungen der Pfalz optimal angepasst sein.

Während in der Pfalz im Schnitt 1/3 Rot und 2/3 Weiß angebaut wird, ist der Fokus mengenmäßig bei Pflegers auf rote Rebsorten gelegt. Das Gut hat 2/3 Rote Rebsorten (wie Cabernet, Dornfelder, Merlot und Spätburgunder). Der Keller ist sowohl mit Edelstahl Fässern für die Weißweine, als auch mit französisch Barriques (Fassungsvermögen 225-228l) bestückt. Die Barriquefässer kommen auch direkt aus Frankreich. Die Weine reifen unter dem komplett unterkellerten Innenhof mit Glasdach.


Auf dem Tisch standen zwei Cuvée Rotweine. Der „Cuvée de la Maison“ (für alle die erfolgreich Französisch abgewählt haben...: das ist der Hauswein), eine Mischung verschiedener Rebsorten, genauer allen 4 roten Rebsorten, die auch von Pfleger angebaut werden, und der „Cuvée de la Maison. Le Sanglier“ (... das Wildschwein... kling nur in französisch sehr viel eleganter:D). Zweiter wird nur aus Cab. Sauvignon und Merlot gemacht, ist dementsprechend kräftiger und passt herausragend zu Speisen mit Wild. Also allen, die wie meine kleine Schwester schon wieder die ganzen Weihnachtshits heraus gekramt haben, kann ich nur den Tipp geben: jetzt „auf zur Jagd“ und zuschlagen!

Auf den Etiketts der Cuvées war keine Jahreszahl zu finden. Von meinen bisherigen Recherchen wusste ich bereits, dass ein Wein nur mit einem Jahrgang betitelt werden durfte, wenn die Trauben des Weins zu mind. 85% aus diesem Jahr stammten. Als ich Nachfrage über den Jahrgang anstellte, bekam ich prompt eine mehr als zufrieden stellende und nachvollziehbare Antwort: „Wir können den perfekten Wein nicht aus reinem jungen oder reinem älteren Wein herstellen. Ein Wein brauch beides, die Reife und die Frische! Und das klappt nur aus einer Mischung mehrerer Jahrgänge, wie wir finden.“

Und anscheinend habt ihr einen auserlesenen Geschmack! Fünf Jahre in Folge erhielt das Weingut Pfleger den Bundespreis für „ausgezeichnete Leistungen im Weinbau“ sowie den Staatsehrenpreis. Und das ist noch lange nicht alles! Es kommen noch nationale sowie internationale Auszeichnungen hinzu, was die überragende Qualität der Weine nur unterstreicht.


Kann ich sagen, dass ich da schon etwas stolz bin mit einem solchen Weingut in meinem „Regentschaftsgebiet“? Mit dem ich auch noch (okay okay nicht ganz so naheliegend) verwandt bin? Denn... ich bin stolz!


Das Weingut Werner Pfleger war mein erster Besuch und ich habe viel mehr lernen dürfen, als nur die Informationen über das Weingut selbst. Vor allem wurde ich im generellen Weinwissen gebrieft! Schaut doch unter gleichnamiger Rubrik vorbei und lernt zusammen mit mir über Chemie und Biologie im Weingarten! Und hey, lasst euch nicht abschrecken nur weil Naturwissenschaften drin vorkommen... Es ist wirklich super spannend und Pflegers haben es sehr verständlich auch für Laien wie mich erklärt. Ihr schafft das also schon und könnt euch das Ausreden suchen sparen!


Die Familie besitzt im übrigen schon seit 1746 Weinberge in Herxheim und Georg Pfleger ist Winzermeister in der 11. Generation! Also wenn das mal keine Tradition ist!

P.S. Wenn ich am Wochenende meine Schwiegereltern in Spee besuche, bringe ich ihnen doch direkt eine Flasche „Le Sanglier“ mit... Da mein -gebürtig aus Australien stammender- „Schwiegervater“ Sonntags bei Wind und Wetter immer grillt (soviel Tradition von daheim muss sein) und vorzugsweise Wild bereitet wird, sollte das doch ein passendes Mitbringsel aus meiner Heimat sein!




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